Die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) ist eine der häufigsten Erkrankungen der älteren Katze. Schilddrüsenunterfunktionen treten bei dieser Spezies, im Gegensatz zum Hund, sehr selten auf.
Häufige Symptome:
Die Katze verliert an Gewicht, obwohl sie normal oder sogar mehr frisst als früher
Sie zeigt großen Durst und setzt dadurch sehr viel Urin ab
ggf. Unruhe, gesteigerte Aktivität
Erbrechen
Schnelle Atmung und Hecheln (bis hin zur Atemnot)
Durchfall oder erhöhtes Kotvolumen
Struppiges, glanzloses Fell und Hautveränderungen
Seltene Symptome bei Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose):
Schlappheit
Verringerter Appetit
Gereiztheit bis hin zu Aggressivität
Veränderung der Augen und plötzliche Blindheit
Leistungsabfall (aufgrund einer Herzkrankheit)
Krampfanfälle
Gesteigertes Putzverhalten bis hin zu haarlosen Stellen
In schweren Fällen kann es zum sogenannten "Thyroid Storm" kommen, also einer "Vergiftung" durch die eigenen Schilddrüsenhormone.
Bei 98% der Katzen, die an einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) erkrankt sind, liegt ein Adenom (gutartiger Tumor der Schilddrüse) im Bereich eines oder beider Schilddrüsenlappen vor. Nur sehr wenige (etwa 2 % aller Katzen mit Hyperthyreose) weisen laut Studienlage ein Karzinom (bösartiger Schilddrüsentumor) der Schilddrüse auf.
Prävalenz
Hyperthyreose ist die häufigste hormonelle Erkrankung bei Katzen über 10 Jahre. Zeigten 1978 ca. 3% der älteren Katzen eine Schilddrüsenüberfunktion so liegt Schätzungen zu Folge die Prävalenz heute bei ca. 20% der Katzen über 10 Jahre (durchschnittlich 13 Jahre) und mehr als 50% der Katzen über 18 Jahre an Hyperthyreose. Freigänger scheinen seltener betroffen als Wohnungskatzen. Männliche und weibliche Tiere erkranken gleichermaßen.
Ursachen für gehäuftes Vorkommen?
„Hinsichtlich der Fütterung werden mehrere Faktoren diskutiert, die bei der Entstehung einer Hyperthyreose eine Rolle zu spielen scheinen:
die Art der Fütterung (Trocken- oder Feuchtfutter),
der Gehalt an Jod und anderen Nährstoffen, die die Funktion der Schilddrüsen beeinflussen, und mögliche weitere Einflüsse durch
Sojaisoflavone und so genannte endogene Disruptoren (Stoffe, die körpereigenen Hormonen ähnlich sind und daher in hormonelle Abläufe eingreifen).“
Auch Weichmacher stehen in Verdacht. Zudem wird vermutet, dass die gestiegene Prävalenz auch den kommerziellen Futtern oder dem Barf geschuldet sein kann, da beide nicht selten mit Schlund- und Stichfleisch kontaminiert sind, das Schilddrüsenanteile enthält.
Insbesondere bei Barf Fütterung ist Jod ein kritischer Faktor, ohne entsprechende Ergänzung ist fast immer von einer drastischen Unterversorgung auszugehen.
Interessanterweise kann eine spätere Schilddrüsenüberfunktion nicht nur einer lang andauernden Jod Überversorgung, sondern auch einer längerfristigen Jod Unterversorgung geschuldet sein.
Mehrere Studien (welche den Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Erkrankungen und bestimmten Einflüssen untersuchten) fanden einen statistischen Zusammenhang zwischen der Hyperthyreose und Dosenfutter.
Als Gründe werden diskutiert: der unterschiedliche Gehalt an Jod und anderen Nährstoffen und das Vorhandensein von Schadstoffen (Quecksilber, Polyvinylchlorid, Phthalate und Bisphenol A (BPA)).
BPA ist ein Weichmacher in Kunststoffbeschichtungen von Konservendosen. Er agiert als sog. Schilddrüsenhormonrezeptor-Antagonist und führt zur Erhöhung eines Hormons, welches die Schilddrüse stimuliert und die Produktion von Schilddrüsenhormonen anregt. BPA konnte in Hunde- und Katzenfutter, im Blut von Hunden sowie im Urin von Hunden und Katzen nachgewiesen werden, welche Dosenfutter bekamen. Ob dies wirklich klinische Auswirkungen hat und welche Mengen tatsächlich schädlich sind, ist noch nicht bekannt.
Auch der Wassergehalt des Futters an sich könnte einen Einfluss auf die Schilddrüsenfunktion haben, wie eine Studie zeigt – da Katzen bei Trockenfutterfütterung weniger Flüssigkeit aufnehmen und sich auch weniger bewegen, könnte eine zu geringe Wasserzufuhr die Schilddrüsenfunktion reduzieren.
Außerdem die gestiegene Lebenserwartung von Katzen in privaten Haushalten.
Welche Aufgabe hat die Schilddrüse im Körper der Katze?
Die Aufgabe der Schilddrüse besteht darin, Hormone zu produzieren und über das Blut im gesamten Körper zu verteilen. Diese Hormone sind u.a. T4 (Tetrajodthyronin) und T3 (Trijodthyronin). Jod ist für ihre Bildung essentiell.
T4 und T3 sind wichtig, da sie viele Stoffwechselvorgänge im Körper steuern: Sie sind nicht nur für den Eiweiß-, Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel mitverantwortlich, sondern regulieren zusätzlich auch
den Sauerstoffverbrauch,
den Wärmeumsatz,
die Erregbarkeit der Nervenzellen,
den Herzschlag,
den Blutdruck und vieles mehr
Die Schilddrüse ist sozusagen das „Gaspedal“ des Stoffwechsels.
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