Ordnung: Raubtiere (Carnivore), Familie Marder (Mustelidae)
Das Gebiss des Frettchens:
Frettchen besitzen ein typisches Raubtiergebiss zum Erlegen und Zerreißen von Beutetieren. Es fehlen mahlende Zähne zwischen deren Kauflächen Futter zerkaut bzw. zerkleinert wird. Frettchen besitzen - ähnlich der Katze - ein reines sogenanntes Hackgebiss, das keine mahlende sondern nur eine Auf- und Abbewegung zulässt.
Die Frontzähne sind klein u. dienen mehr der Fellpflege als dem Beißen bzw. Kauen.
Die leicht gebogenen Fangzähne dienen vor allem dem Ergreifen aber auch dem Töten der Beute.
Das Zahnschema ist dem der Katze ähnlicher als dem Hund.
Die Anatomie des Magen-Darm-Traktes
Der Magen: Der Magen der Frettchen ist enorm dehnbar, was es dem Tier erlaubt, innerhalb kürzester Zeit große Futtermengen zu sich zu nehmen.
Der Dünndarm: Der Dünndarm ist der längste Teil des Verdauungstraktes und misst ca. 1,8m - 2m. Die Passage des Nahrungsbreis durch den Dünndarm dauert nur etwa 3-4 Std. Bei Nestjungen nur 1 Std.
Der Blinddarm: Ein Blinddarm existiert nicht.
Der Dickdarm: Der Dickdarm ist nur ca. 10cm lang und ungegliedert.
Der Enddarm: Der Enddarm macht nur 5% der Gesamtlänge des MDT aus (20% kürzer als bei Hund u. Katze)
Es fehlen „Mikrovilli“ dadurch ist die Resorptionsfähigkeit von Wasser, Vitaminen und Mineralien stark eingeschränkt (nur 10% Wasser im Gegensatz zur Katze 60-70%). Frettchen müssen daher deutlich häufiger und mehr Trinken und natürlich auch Urin absetzen. Diese eingeschränkte Resorptionsfähigkeit erklärt auch, warum Frettchen sehr schnell dehydrieren (austrocknen).
Zu dem bedeuten kurze Darmpassagezeiten eine ineffiziente Absorption von Futterinhaltsstoffen. Frettchen müssen daher täglich vergleichsweise große Mengen hochwertigen Futters aufnehmen um ihren Bedarf decken zu können.
Die Ernährung
Die Enzyme: Die Enzyme des Verdauungstraktes sind auf die Verdauung von Protein und Fett ausgerichtet. Wegen der kurzen Passagezeit der Nahrung und der begrenzten mikrobiellen Verdauungstätigkeit bezüglich pflanzlicher Fasern sollten keine größeren Mengen an Rohfasern verfüttert werden. Die Energiedichte ist so gering, dass deutlich größere Futtermengen zur Deckung des normalen bzw. erhöhten Energiebedarfs erforderlich wären.
Stärkereiche Produkte (z. B. Brot u. Kartoffeln) können allerdings durchaus verdaut werden, dennoch ist das Frettchen in erster Linie Fleischfresser und sollte als solcher auch überwiegend fleischlich ernährt werden.
Futter (darunter viele Katzenfertigfutter), die Zucker enthalten sollten möglichst vermieden werden, genauso wie ständige Vitaminpasten gaben, Katzenpudding Fütterungen etc. vermieden werden sollten. Eine zuckerreiche Kost triggert die Entstehung von sogenannten Insulinomen der Bauchspeicheldrüse. Eine lebensbedrohliche Erkrankung bei Frettchen, die sehr häufig vorkommt.
Das Taurin:
Frettchen sind auf die Zufuhr von Taurin unbedingt angewiesen und muss ggf. substituiert werden. Katzenfutter sollte aufgrund seiner zu geringen Energiedichte nicht allein verfüttert werden. Evtl. Ausnahmen sind Katzenbaby Futter von Premiumfuttermittelherstellern.
Es unterstützt die Bildung von Gallesäurenkonjugate und beeinflusst die Signalübertragung zwischen Zellen. Taurin spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Zentralnervensystems und der Herzfunktion. Taurin stimuliert den Einstrom und die Membranbindung von Calcium, was nicht nur für die Herzfunktion erforderlich ist.
Es unterstützt die Bewegung von Natrium und Kalium durch die Zellmembran. Die dadurch unterstützte Stabilisierung des Membranpotentials bewirkt eine Steigerung der Kontraktion des Herzmuskels und hat eine antiarrhythmische Wirkung.
Taurin ist ein starkes Antioxidans und kann Gewebe vor oxidativen Schäden schützen.
Eine niedrige intramuskuläre Taurinkonzentration ist charakteristisch für chronisches Nierenversagen. Taurinmangel führt im menschlichen Körper zu Störungen des Immunsystems ein Problem, das auch bei Frettchen oft gesehen wird. Taurin wirkt entzündungshemmend und beschleunigte durch Beeinflussung des Insulinspiegels den Stoffwechsel. Eine Niereninsuffizienz führt zu erniedrigten Taurin Werten in den Muskeln
Taurin sollte bei Niereninsuffizienz und bei Lungenentzündung zugeführt werden.
Ernährung allgemein
Rohes Fleisch allein ist ebenfalls unzureichend. V. a. enthält dies zu wenig Calcium, was zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen kann. Zu dem ist rohes Fleisch allein nicht ausreichend mineralisiert und vitaminisiert! Häufige kleine Mahlzeiten sind wenigen großen Mahlzeiten immer vorzuziehen.
Die tägliche Trockenfutteraufnahme liegt bei ca. 25 - 50g, die von "Nassfutter" bei ca. 200 - 300g (300-400kcal/kg) , abhängig von der Körpermaße und dem Geschlecht des Tieres, bzw. vor allem von der Energiedichte des Futters.
Eine Ad libitum Fütterung (heißt, Futter rund um die Uhr zur freien Verfügung) entspricht dem natürlichen Futteraufnahmeverhalten der Frettchen. 9 - 10 Mahlzeiten pro Tag sind hier völlig üblich. Sollte eine ad libitum Fütterung gar nicht möglich sein, so müssen Frettchen jedoch mindestens 4-5 x am Tag Futter aufnehmen können.
Das Verschleppen und Verstecken von insbesondere Nassfutter oder auch Beutetieren stellt ein Risiko für Botulismus-Infektionen dar. Eine einwandfreie Futterhygiene ist dringend zu beachten (heißt, tägliche Entfernung von Futterresten, Reinigung der Fressnäpfe etc.).
Wasserversorgung
Wasser sollte ad libitum zur Verfügung stehen. Destilliertes Wasser, wie es gern in Zimmerspringbrunnen verwendet wird, darf auf keinen Fall angeboten werden. Es kann zu Atemnotsymptomen führen.
Bei Trockenfutter Fütterung sollte ein Frettchen mindestens 75-100ml/Tag trinken.
Fütterung
Eigentlich ganze Beutetiere, die aus überwiegend leicht verdaulichen Proteinen bestehen,
Enthalten geringe Mengen vorverdaute pflanzliche Materialien.
Bedeutet: Frettchen brauchen hochwertige Nahrung mit hohem Eiweiß- und Fettgehalt tierischen Ursprungs. Kohlenhydrate und Rohfasern sind kaum dienlich
Eiweißgehalt: 35-40% leicht verdauliches hochwertiges Eiweiß sollte Minimum sein. Stammen die Eiweiße im Futter vermehrt aus pflanzlichen Quellen so sind dieser schlechter verdaulich und begünstigen die Entstehung von Harnblasengries- und Steinbildung und können eine schlechte Haut- und Fellqualität zur Folge haben.
Pflanzliche Eiweiße stehen im Verdacht evtl. im Alter sog. eosinophile Gastroenteritiden zu verursachen (eosinophile Magen-Darm-Entzündung).
Fettgehalt: Die wichtigste Energiequelle, sollten tierischen Ursprungs sein und von hoher Qualität sein (z. B. Hühnchenfett). Der Fettgehalt sollte 20-25% betragen.
Kohlenhydrate: Sie dürfen nur in sehr geringen Mengen enthalten sein, denn sie stimulieren verstärkt die Insulinproduktion im Pankreas, was hypoglykämische Zustände (Unterzucker) begünstigt Kohlenhydratfütterungen z. B. in Form von zuckerhaltigen Speisen kurbeln die Insulinproduktion an und stehen in Verdacht die Entstehung von Insulinomen massiv zu begünstigen.
Rohfasern: Sie werden nicht verdaut und reduzieren die Eiweiß- und Fettverdauung.
Fütterung erwachsener Frettchen
Kein Hundefutter! Die Tiere können fressend „verhungern“. Sie entwickeln zu dem oft Magen-Darm-Probleme und erkranken an Atemwegsinfektionen als Folge eines gestörten Immunsystems etc.
Katzenfutter kann, wenn es qualitativ sehr hochwertiges Futter ohne Zucker und pflanzlichen Inhaltsstoffen ist, d. h. mindestens zu 80% oder mehr aus Fleisch besteht, durchaus auch teilweise oder überwiegend verfüttert werden. Es muss allerdings darauf geachtet werden, dass es sich um ein sogenanntes Alleinfutter handelt. Dies ist ein Futter, welches den kompletten Bedarf auch an Vitaminen und Mineralien abdeckt. Billiges Katzenfutter ist nicht nur für Katzen keine adäquate Nahrung.
Frettchenfertigfutter ist mittlerweile als Trocken- und Nassfutter erhältlich. Grundsätzlich sollten Frettchen nicht allein mit Trockenfutter ernährt werden.
Beutetiere Ganze Beutetiere stellen die natürlichste und beste Form der Ernährung für Frettchen dar. Mäuse bilden ein komplettes Futter, dem man nichts hinzu zu fügen braucht (pro Frettchen 7-12 Mäuse /Tag). 1 erwachsene Maus hat ca. 30kcal.
Küken eignen sich gleichwohl, eine Kombination verschiedener Beutetiere (auch Kaninchen komplett) bietet entsprechende Abwechslung und stellt eine optimale Versorgung sicher.
Rohfleisch: Reines Muskelfleisch reicht zur Ernährung eines Frettchens nicht (zu wenig Fett, falsches Phosphor-Calcium-Verhältnis, Vitamine u. Mineralien unzureichend...).
Roher Fisch v. a. Fette Fische und Seefisch stellen keine geeignete Diät für Frettchen dar (Gefahr des Thiamin Mangels / „Yellow fat disease). Geringe Mengen Fisch dürfen allerdings durchaus mit gefüttert werden.
Die Geschmacksvorlieben entwickeln sich in den ersten 4 LM. In dieser Zeit sollte Futter besonders abwechslungsreich sein, damit die Tiere später eine breite Palette an Nahrung aufnehmen.
„Leckerlie“ Diese sollten i. d. R. besser auf Fettbasis als auf „Zuckerbasis“ genutzt werden. Sind „Ölsäfte“ nicht erhältlich sollten Pasten nur zur Verabreichung von Medikamenten oder aber zur Ablenkung beim z. B. Tierarztbesuch genutzt werden.
Zu empfehlen ist z. b. das englische Produkt „Ferretone“ dessen Hauptbestandteil Emu Öl ist.
Fütterung kranker / geschwächter Tiere
Tiere, die nicht mehr von allein ausreichend Nahrung aufnehmen, sind nahezu sofort Zwangs zufüttern. Nahrungskarenz bei Frettchen sollte unbedingt vermieden werden. Lediglich nachts darf die Futteraufnahme für 6 h sistieren. Zur Zwangsfütterung eignen sich hochkalorische Katzenfutter, die auf rekonvaleszente Tiere ausgerichtet sind.
Convalescence Support alle 2 Std. 10-20ml ist ebenfalls eine probate Möglichkeit. Convalescence Support kann auch mit Sahne oder mit Eigelb oder anderen nahrhaften bwz. kaloriereichen Zusätzen angerührt werden. Es eignet sich auch dazu mit z. B. Babyhühnchenbrei kombiniert zu werden. Manch Frettchen mag auch ein wenig Möhrenbrei dazu. Hier ist etwas Fantasie gefordert.
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