Echtes Johanniskraut, Hypericum perforatum L. – Hypericaceae
Als Droge wird der oberirdische blühende Teil der Pflanze verwendet. Vor allem das obere Drittel mit den Blüten – Hyperici herba -. Pfarrer Künzle schrieb in dem Heftchen „Chrut und Uchrut“ von 1915 bereits folgendes:“ Es stilled allein inneren und äußeren Brand, bei Menschen und Vieh, heilet brandige Stellen wo immer sie sind, … hat ein ehrliches fleißiges Haushuhn Pips oder inneren Brand, sodass es herumsteht und den Schwanz hängen lässt, gib ihm Johannisöl ein, du wirst es bald heilen.“Bezüge zum Einsatz bei Hauterkrankungen finden sich bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. Bei Nikandros aus Kolophondas.
Aktuelle Forschung befasst sich mit dem Einsatz bei Depressionen, bei Demenzerkrankungen und natürlich auch bei Hauterkrankungen wie z. B. atopischer Dermatitis.
Der Beginn der modernen Pharmakotherapie
bereits im Jahr 1804 entdeckte der Apothekengehilfe Friedrich W. Sertürner das Morphin. Zuerst war das Opium, der Milchsaft des Schlafmohns. Dummerweise wirkten die unterschiedlichen "Opiumpräparate" sehr unterschiedlich. Er suchte also nach der Substanz im Milchsaft, der für die "schlafmachende" Wirkung zuständig ist. Er entdeckte Morphin, die Substanz, die ihren Namen Morpheus, dem Gott des Schlafes verdankt. Es entwickelte sich fortan langsam aber beständig eine von der Natur emanzipierte chemisch - synthetische Pharmakotherapie, die sukzessiv die Jahrhunderte alte klassische Phytotherapie verdrängte.
Vorteil der Entdeckung selektiv wirksamer Stoffe
Der Vorteil der Entdeckung selektiv wirksamer Stoffe mit geringer therapeutischer Breite brachte "Therapiesicherheit". Eine gleichbleibende Qualität unabhängig von klimatischen oder geographischen Bedingungen. Zu dem ist es ungleich leichter herauszufinden, wie und wo eine Substanz allein im Körper wirkt, als bei einem Substanzgemisch aus vielen Einzelsubstanzen. Denn bei Substanzgemischen wirkt nicht nur jede einzelne Substanz für sich, sondern Sie beeinflussen gegenseitig Ihre Wirkungen in dem sie sie verstärken oder aber auch abschwächen.
Vergessene Vorteile der Phytotherapie
Als Phytopharmaka werden Arzneimittel pflanzlichen Ursprungs bezeichnet. Im Unterschied zu den chemisch definierten Wirkstoffen handelt es sich um Vielstoffgemische, die im Organismus an verschiedenen molekularen Zielstrukturen aktiv sind. Weil Phytopharmaka variable Naturprodukte sind, werden heute vermehrt eingestellte Extrakte verwendet, was die Grundlage für eine gleichbleibende Wirksamkeit darstellt. Phytopharmaka sind keine Homöopathika, denn die homöopathischen Mittel enthalten aufgrund der starken Verdünnung nur noch Spuren der aktiven Inhaltsstoffe. Die höchsten Ansprüche werden an die rationalen Phytopharmaka gestellt. Ihre Wirksamkeit und Unbedenklichkeit wird in kontrollierten klinischen Studien wissenschaftlich überprüft. Phytopharmaka bergen grundsätzlich dieselben Risiken wie alle Arzneimittel, sie sind im Vergleich mit den chemisch definierten Wirkstoffen aber in der Regel besser verträglich.
Die Phytotherapie bedeutet also den Einsatz von Vielstoffgemischen, die nicht auf eine einzelne Wirkung reduziert sind, sondern über ein Wirkprofil verfügen. D.h. sie verfügen über eine Vielzahl von Einzelwirkungen. Sie eignen sich daher nicht nur zur alleinigen und begleitenden Therapie, sondern besonders auch zur Prophylaxe.
Phytotherapie ist die Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten bis zu Befindensstörungen durch Pflanzen, Pflanzenteile und deren Zubereitung. Die Phytotherapie ist nicht Alternative, sondern Teil der heutigen, naturwissenschaftlich orientierten Medizin. Sie schließt therapeutische Lücken und bietet ergänzende oder adjuvante Möglichkeiten bei der Behandlung und Vorbeugung akuter und chronischer Krankheiten.
“Kuratorium der Gesellschaft für Phytotherapie e.V.
Chinesische Beerentraube, Chinesisches Spaltkölbchen – Schisandra chinensis (Turcz.) Baill. – Schisandraceae
Wu Wie Zi „Frucht der 5 Geschmacksrichtungen“. Sie ist eine wichtige Heilpflanze in der TCM. Sie stärkt die 5 Yin-Organe (Leber, Niere, Herz, Lunge und Milz) und damit die Lebensenergie Qi. Sie lässt Qi harmonisch fließen, wirkt zusammenziehend und verbindend.
Es werden die trocknen, reifen Früchte – Schisandra fructus – und die Blattdroge – Schisandra folium – verwendet. Sie wird als entzündungshemmend und „stärkend“ (Adaptogen) beschrieben. Die volksmedizinischen Anwendungen sind vielfältig. In Bezug auf das Nervensystem soll sie Stress reduzieren, beruhigen und den Schlaf fördern, anxiolytisch und antidepressiv wirken, die Konzentration, Lernend und Gedächtnis fördern. In der Ausgabe 2020 des chinesischen Arzneibuches (ChP) wurden 100 Verschreibungen mit S. chinensis aufgeführt.
Die Vielzahl der sinnvollen Indikationen ergibt sich aus der Vielzahl der enthaltenen Inhaltsstoffe.
Das wirksame Prinzip der Pflanze - Sekundäre Pflanzenstoffe
Unter Sekundärstoffen versteht man Substanzen, die sich im Laufe der Evolution entwickelt haben, um vor Fressfeinden, Bakterien, Viren, Pilzen, UV-Strahlung und Konkurrenten zu schützen oder um Bestäuber und Samenverbreiter anzulocken. Diese pflanzlichen Sekundärstoffe wurden in einem Jahrmillionen dauernden Prozess in ihrer Wirkung auf biologische Systeme optimiert, d.h. sie haben den Pflanzen, die sie entwickelt haben, einen Selektionsvorteil verschafft, indem sie sie vor Schäden schützten.
Selektivität, andererseits die bereits erwähnten Breitbandwirkstoffe. Letztere richten sich zum Beispiel gegen wichtige Zellstrukturen wie Proteine oder Zellmembranen, die sowohl bei Fraßfeinden als auch Mikroorganismen vorkommen.
Wirken ohne Schade zu verursachen
Schon immer stellten Pflanzen die Nahrungsgrundlage für Menschen und auch Tiere da. V. a. bei allen Omnivoren (Allesfresser) und Herbivoren (Pflanzenfresser) haben sich effektive Mechanismen zur Verwertung und Ausscheidung pflanzlicher Wirkstoffe entwickelt. Die auf andere Fressfeinde "feindlich" wirkenden Reaktionen treten dadurch nicht mehr auf. Was bleibt ist allerdings hier und da eine gewisse Reizwirkung. Diese Reizwirkung aktiviert die Selbstheilungskräfte. Das bedeutet, dass Mechanismen im Körper angestoßen werden, die für ein gesunde Natur sorgen. Nehmen wir z. B. den Knoblauch:
Knoblauch, Allium sativum
Zwiebelgewächse - Alliaceae
Inhaltsstoffe - "Sekundärstoffe"
Frische Zwiebel:
Allicin,
Wasserdampfflüchtiges Lauchöl (Di -, Tri - und Polysulfide),
„duftende“ Steroide mit sexualhormonähnlicher Wirkung,
Schleimstoffe,
Spurenelemente,
Vitamine,
Cholin,
Adenosin,
Enzyme
Wirkungen:
Mild blutdrucksenkend,
gefäßerweiternd,
beugt koronarer Herzerkrankung vor,
Lipidsenkend und antioxidativ
Hemmt die Thrombozytenaggregation, verlängert die Blutungs– und Gerinnungszeit und wirkt fibrinolytisch (senkt Risiko zur Thrombenbildung, löst Blutgerinnsel auf)
Abwehrkräfte werden gestärkt (antivirale Effekte in Studien nachgewiesen ebenson die antibakterielle Wirkung).
Knoblauch wirkt auch pilzwidrig z. B. bei Hautpilzen wie Candida (an Füßen aber auch im Darm)
er verbessert die Darmflora (stärkt die physiologischen Coli-Bakterien) und hemmt unnatürliche Gärungsprozesse
entgiftend (Schwermetallvergiftungen), Selen- und Schwefelverbindungen leiten Blei, Cadmium und Quecksilber aus
Nebenwirkungen:
selten Magen-Darm-Beschwerden
seltenst allergische Reaktionen
Geruchsveränderung von Haut und Atemluft
Gegenanzeigen:
nicht bekannt, aber es wird empfohlen Knoblauchpräparate vor chirurgischen Eingriffen und Zahnextraktionen abzusetzen, da die Blutungszeit verlängert sein könnte.
Wir sehen, der Knoblauch hat eine Vielzahl von Inhaltsstoffen und gesundheitsförderlicher Eigenschaften ohne aus der Jahrhundertelang währenden Erfarung wirklich zu Schaden. Er wirkt nicht nur therapeutisch sondern auch prophylaktisch. Er ist nur ein Beispiel von Vielen.
Die Sekundären Pflanzenstoffe sind hochwirksame Pflanzeninhaltsstoffe, die wir Ärzte auch bei Tieren zur Gesunderhaltung und zur Therapie gewinnbringend einsetzen. Sie wirken breiter, Schaden richtig eingesetzt jedoch nicht! Sie sind das Gold der Natur und einer unserer größten Schätze!
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